Energie-Knappheit: Alles nur Schwarzmalerei oder droht ein kalter (und teurer) Winter?

Die erste Anfrage eines Wohnungseigentümers und WEG-Beirats erhielten wir schon im April 2022, der Herr war und ist vorausschauend. Er fragte uns, ob wir angesichts des damals noch jungen Ukraine-Kriegs und der von ihm vermuteten Ölknappheit, ausnahmsweise den Öltank der Ölheizung eines 20-Parteien-Hauses nicht schon im Frühjahr anstatt im August / September füllen wollten. – Wir haben damals kein Öl gekauft, da wir uns nicht der Gefahr aussetzen wollten, dass wir spekulativ mit dem Geld der WEG umgehen, indem wir aufgrund unserer Vermutungen bezüglich der Auswirkungen der Weltpolitik auf den heimischen Energiemarkt, großzügig und antizyklisch Energie im vierstelligen Euro-Bereich einkaufen.  

Unser Entschluss gegen die Spekulation scheint gut gewesen zu sein. Denn Öl war schon im April aufgrund des Ukrainekriegs teuer und dank der Verhandlungen des deutschen Wirtschaftsministers im arabischen Raum scheint die Ölversorgung gesichert zu sein – aber das ist nur eine subjektive Vermutung. 

Doch was ist mit den anderen Energieträgern Strom und Gas? 

Bevor wir uns hier weiter äußern, machen wir darauf aufmerksam, dass alles was wir hier schreiben, zwar auf tieferen Einblicken in die Immobilien-Energieversorgung beruhen, als sie Otto-Normalverbraucher haben sollte, aber auch reine Vermutungen sind. Niemand kann sicher voraussehen, was in der Zukunft weltpolitisch passiert und was das für Auswirkungen auf unsere Energieversorgung haben wird. 

Beginnen wir nun mit dem Gas: Wenn nicht ein Wunder passiert, dann wird es zu Engpässen bei der Gasversorgung kommen. Der Bundeswirtschaftsminister hat vor wenigen Tagen die 2. Stufe im Notfallplan Gas ausgerufen, da Russland die Gaszufuhr durch die Gas-Pipeline Nordstream 1 drastisch gedrosselt hat und somit nicht mehr sichergestellt ist, dass der private und öffentliche Sektor im Winter über ausreichend Gas als Wärme- und Produktionsenergiequelle verfügt. 

Diese Stufe 2 hat mehrere Folgen: Erstens ist zu befürchten, dass viele öffentliche und energieintensive Einrichtungen im Winter schließen müssen, z.B. Schwimmbäder. Zweitens kann es zu Produktionsausfällen kommen, da einige besonders energieintensive Industrien, wie die Chemiebranche, mit Gas-Drosselungen rechnen muss. Bitte bedenken Sie, dass eine Drosselung der Produktion einen Mangel an Produkten und keine Steigerung der Zahlen auf dem Lohnzettel bedeuten kann. Drittens bedeutet die Stufe 2, dass unter Umständen auch die Preise der Gaslieferverträge einseitig erhöht werden können, besonders die langfristigen Gaslieferverträge mit den Hauseigentümern und WEGs.  – Sie sehen, das Risiko, dass der Winter kalt und teuer wird, ist groß. 

Doch nun zum Strom: Sieht es bei der Stromversorgung besser aus? – Unsere Vermutung ist ein klares Jein. Denn die 2. Stufe des Notfallplans Gas bedeutet auch, dass das Gas, dass bisher zur Stromproduktion benötigt wurde, nun ggf. auch durch Reanimation von Kohlekraftwerken ersetzt werden kann. Das entlastet den Gasmarkt, zeigt aber auch, dass es für die Stromproduktion darauf ankommt, ob die Kohlekraftwerke laufen können – unabhängig von der Frage, ob Kohlekraftwerke zur Stromproduktion aus Klima-Gesichtspunkten wünschenswert sind. 

Der vermeintliche Lichtblick bei der Stromversorgung ist, dass Deutschland stark auf den Ausbau der erneuerbaren Energien setzt. Doch leider ist der ganze Privatsektor noch nicht so weit, als dass man hier von einer größeren Deckung des Bedarfs durch erneuerbare Energien sprechen kann. Eine großflächige Umstellung auf erneuerbare Energien ist auch in der Kürze der Zeit nicht zu erreichen: Es gibt kein Material, unter anderem auch weil die Chinesen aufgrund ihrer Null-Covid-Politik ihre Produktion und die Verschiffung gestoppt haben. - Pfiffige Kunden beginnen sich Elektro-Heizlüfter zu besorgen, da sie meinen, dass es dank Strom mit den Heizlüftern warm in den Wohnungen bleibt, wenn schon das Gas für die Gasheizung knapp ist. Doch dieses vorausschauende Handeln könnte enttäuscht werden: Die Strompreise steigen und – wie ich oben geschrieben habe – ist auch die Stromversorgung nicht 100%ig sicher. 

Was bleibt dieses Mal am Ende unseres Blogs? Bei uns bleibt ein schlechtes Gefühl. Wir prüfen, ob wir unterjährig die Betriebskostenvorauszahlungen der Mieter unserer Kunden erhöhen sollen, damit es bei den nächsten Abrechnungen nicht zu sehr hohen und nicht-schulterbaren Nachzahlungen kommt. Wir sprechen mit den WEGs und weisen darauf hin, dass eine Absenkung der Heiz-Temperatur zwar unangenehm aber sinnvoll sein kann. Und wir forcieren die Umstellung auf erneuerbare Energien und die Durchführung energiesparender Maßnahmen, wie Dämmung und den Einbau 3-fach-verglaster Fenster, damit es im übernächsten Winter besser läuft.  – Wir werden aber auch weiterhin nicht spekulativ tätig werden, denn - wie schon geschrieben – die Situation ist unvorhersehbar.